Samstag, 24. Juli 2010

Worte zum Stück



Judith Achner
, Felix Berchtold, Miriam Grimm

Regie: Andreas Manz
Choreographie: Mario Heinemann Jaillet


In der Textcollage »Preparadise sorry now« zeichnet R.W. Fassbinder auf vier Ebenen die sich wiederholenden Mechanismen von Unterdrückung und Unterwerfung, Gewalt und Opferbereitschaft, Macht und Abhängigkeit nach: Das Serienmörderpaar Ian Brady und Myra Hindley folterte in den 60er Jahren in England mindestens fünf Kinder zu Tode. Prosatexte (Ebene 1) und fiktive Gespräche des Mörderpaars (Ebene 2) führen als roter Faden durch das Stück. Unterbrochen werden sie von Szenen, in denen jeweils zwei Menschen gemeinsam gegen einen dritten agieren (Ebene 3). Wozu sind Menschen fähig? Wie manifestiert sich faschistoides Verhalten im Alltag? Die vierte Ebene bilden liturgische Texte. Christliche Gedankenmuster (Hoffnung auf Belohnung und Angst vor Bestrafung, Sünde und Tugend, Gott der Herr und Mensch der Knecht, Du sollst Dir kein Bildnis machen, keinen Herren haben neben mir etc.) werden als disponierendes Moment der Unterdrückung zur Diskussion gestellt. Fassbinder schrieb »Preparadise sorry now« 1969 als polemische Antwort auf »paradise now!«, eine der in den 60ern bekanntesten Inszenierungen der politischen Theatergruppe Living Theatre, in der es um die Frage der Realisierung von Utopien in der Gegenwart ging.

Fotografie: Wolfgang Detering © All rights reserved

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